Kapitel 35 - Verschlafen


Samstag, 16. Mai 2015

 

Mit gemischten Gefühlen, standen die drei Persona-User zusammen mit dem Portalwächter und Akira in Rins Zimmer. Sie hatten sich an diesem Spätnachmittag dazu verabredet, um erneut in den Dungeon zu gehen. Zuvor diskutierten sie natürlich noch ausgiebig darüber von wo aus sie starten wollten. Schlussendlich stellten sie fest, dass es in diesem Fall keinen Sinn machte wieder auf den alten Schuppen zurückzugreifen.

Während Rin voller Tatendrang war und Kuro einfach nur keinen Bock hatte, war der Rest ziemlich unsicher. Amika war zwar stark im Vorteil gegenüber dem Eis, allerdings hatte sie beim letzten Mal bereits bemerkt, dass dieser Ort überaus gefährlich war. Die Zweifel des Rothaarigen hingegen waren am stärksten. Da er keine Persona besaß und bereits mehrfach hilflos zugesehen hatte, war er sich unsicher darüber, ob es für ihn überhaupt Sinn machte mitzukommen. Der Jüngste im Bunde war ebenfalls angespannt, was wohl hauptsächlich an der allgemeinen Stimmung lag.

„Lasst uns endlich losgehen!“, stieß die Blauhaarige aus und drehte den Timeless Key im Schloss ihrer Zimmertür.

Schlagartig wurde es still und alle konzentrierten sich auf das Geschehen. Sie wollten unter gar keinen Umständen jemandem begegnen.

Die Luft war rein und die Gruppe huschte schnell zu Ruris vereister Zimmertür herüber, um diese mit dem silbernen Schneeflocken-Schlüssel zu öffnen. Wenige Sekunden später stand die Gruppe dann im Dungeon und die altbekannten Umhänge legten sich wieder über die Schultern der Oberschüler. Durch das Horo beförderte Skye die Truppe dann zurück zum letzten Standort, wo alle nochmal durchschnauften, ehe sie die große Tür öffneten. Hinter dieser lauerte etwas Starkes. Das war allen klar. Genauso klar wie die Tatsache, dass daran sowieso kein Weg vorbeiführte.

Nachdem jeder eingetreten war, verschloss sich der Durchgang von selbst und die Gruppe war eingesperrt. Der Raum in welchem sie sich befanden, war relativ weitläufig und zum ersten Mal nicht komplett aus Eis. Es war eine Art Oase mit etwas Grün um den großen See herum, welcher fast den ganzen Platz einnahm.

„Ein See?“, war die Brünette verdutzt. Auch Akira war überrascht: „Das habe ich jetzt auch nicht erwartet. Vor allem ist das der erste Ort an dem mal nicht alles vereist ist.“ „Ich hab so das Gefühl, dass ich hier gewaltig im Nachteil sein werde“, entgegnete Amika.

Da Feuer bekanntlich nicht so hilfreich gegen Wasser war, hatte das Mädchen nicht so ganz unrecht. Anders sah es da allerdings wiederum bei Kuro aus. Dieser hatte nämlich das passende Element gegen mögliche Wasserangriffe.

Noch ehe die Gruppe es schaffte sich passende Strategien zurechtzulegen, tauchte plötzlich ein Wesen aus Wasser aus dem See auf. Es war sicherlich dreimal so groß wie die Schüler und konnte problemlos auf der Wasseroberfläche stehen. Natürlich fackelte dieses auch nicht lange und schickte mit einem kurzen Sprung eine gigantische Welle, so breit wie der Raum, in die Richtung der Truppe. Es ging viel zu schnell, sodass keiner der Wassermenge ausweichen konnte und alle mit voller Wucht weggedrückt wurden. So passierte es, dass sich die Gruppe unfreiwillig trennte.

Während Akira und Skye an die Eingangstür geschleudert wurden, verschleppte der Stoß Amika in die rechte Ecke. Schwer getroffen lag sie am Boden, da das Wasser ihr besonders stark zusetzte. Rin wurde zusammen mit dem Suzuki-Erben in die linke Ecke gespült.

Kaum war die Welle wieder zurückgegangen, sprang der Schwarzhaarige energisch auf und setzte direkt zu einem Konterangriff an. In seinen Fingern zerdrückte er dazu den Smaragd und rief: „Persona!“ Sarubi erschien sofort und setzte auf Befehl ‚Doro‘ ein. Die Erdattacke traf und ließ das Wasserwesen etwas zurücktaumeln.

„Geht’s euch gut?!“, hörte man die Stimme des Rothaarigen, welcher sich sorgte. „Geht so!“, ertönte es gequält aus der rechten Ecke. Einzig von Kuro kam eine positivere Antwort: „Ja! Lasst uns dieses Vieh schnell besiegen, bevor es wieder einen Tsunami loslässt!“ „Was ist das überhaupt für ein Ding?!“, hörte man wieder Akiras Stimme. „Hört doch endlich mal auf zu brüllen und benutzt eure Horos!“, war Skye von der Schreierei genervt.

Der Jüngste hatte recht, denn so konnte man viel leichter kommunizieren. Warum hatten sie daran nicht eher gedacht?

„Das sieht aus wie ein Stier aus Wasser“, ertönte die Stimme der Brünetten als erste über das Gerät. „Hat Ähnlichkeit damit“, grübelte der Rothaarige, ehe der Portalwächter die nette Unterhaltung beendete: „Passt auf! Er greift gleich wieder an!“ „Wir brauchen eine Strategie!“, rief der Suzuki-Erbe, als im gleichen Moment wahllos kurze Wasserstrahle auf sie zugeschossen kamen.

Die Gruppe hatte starke Probleme beim Ausweichen. Amika war die erste, die es erwischte und zu Boden drückte. Ihr Klassenkamerad streifte es im Gesicht, wodurch ein kleiner blutender Schnitt zurückblieb. Der Grundschüler konnte sich soweit schützen, indem er sich hinter Akira versteckte. Kuro hatte es geschafft eine kleine Erdmauer zu errichten, welche nun an einigen Stellen zerbröckelt war, da die Angriffe ordentlich Kraft hatten. Dennoch hielt sie fürs erste stand.

Die Geschosse ließen allmählich nach und alle verschnauften. „Geht’s euch gut?“, fragte der Rothaarige vorsichtig, „Was ist mit Rin? Sie hat schon ewig nichts mehr von sich gegeben.“

Nachdem die Brünette beteuerte, dass sie es nicht wusste, begann Kuro sich umzusehen. Er bemerkte erst jetzt, dass Gesuchte wenige Meter hinter ihm bewusstlos an der Wand lag: „Scheiße! Sie liegt hier bewusstlos rum!“ „Wo bist du?!“, kam es panisch von seinem Kumpel. „Wahrscheinlich ist sie aus Angst in Ohnmacht gefallen“, mutmaßte Amika. „Kommt am besten all zu mir rüber. Ich bin links vom Eingang irgendwo“, erklärte der Schwarzhaarige, „Ich errichte eine Verteidigung.“

Gesagt getan, nutzte der Oberschüler seine Elementarfähigkeiten, um eine dicke Mauer aus Erde hochzuziehen. Diese formte er recht breit, dafür aber nicht höher als 1,5 Meter. So blieb sie vermutlich am standhaftesten. Im Anschluss wandte er sich sofort der Bewusstlosen zu und überprüfte ihren Gesundheitsstatus. Erleichtert musste er feststellen, dass sie keine schweren körperlichen Verletzungen aufwies. Eventuell würde sie eine Beule am Kopf bekommen. Das wars dann aber auch schon.

Gerade als der Suzuki-Erbe aufatmete, stieß sein Kumpel zusammen mit dem Grundschüler dazu. Der Rotschopf kniete sich nieder und nahm das Mädchen sofort in den Arm: „Oh Gott ich habe mir solche Sorgen gemacht.“ „Brauchst du nicht“, stand der Ältere wieder auf, „Ihr geht’s gut. Shiori-chan hatte recht. Die Nervensäge ist vermutlich nur aus Panik vor Wasser in Ohnmacht gefallen.“

Gequält ihr wieder nicht helfen zu können, zog er das Mädchen nur stärker an sich heran. Er fühlte sich abermals so hilflos und schwach und fragte sich erneut warum er überhaupt mitgekommen war. Andererseits würde er es nicht aushalten, wenn Rin ohne ihn in den Dungeon gegangen wäre. Da würde er sich noch viel mehr Sorgen machen.

Abgehetzt kam nun auch die letzte endlich an: „Alles okay bei euch? Wie geht es Rin?“

Als Antwort kam eine kurze Bestätigung, dass alles in Ordnung sei, ehe Kuro das Thema wechselte: „Äh… Leute? Was ist das?“ „Sieht aus wie überdimensionale Seifenblasen“, blickte die Brünette zum Kampffeld.

Während die Schüler mit Rin beschäftigt gewesen waren, hatte der Gegner die Chance genutzt und Unmengen dieser herumschwirrenden Blasen erzeugt. Aber ob sie auch so harmlos waren wie sie aussahen?

„Erfahrungsgemäß würde ich behaupten, dass die vermutlich zerplatzen und einen heftigen Stoß aussenden“, überlegte Akira, welcher schon das ein oder andere Videospiel in der Hand hatte. „Wer weiß“, meinte der Schwarz-Blauhaarige, „Es gibt zwar einige Parallelen, aber es ist trotzdem kein Spiel. Abgesehen davon können auch in Spielen solche Blasen die unterschiedlichsten Effekte haben. Es ist dennoch Vorsicht geboten.“ „Hier zu stehen und zu grübeln bringt uns auch nicht weiter. Mal sehen was die Dinger so können“, zückte der Suzuki-Erbe seine Pistolen und schoss auf eines der entfernteren Ziele, bevor ihn jemand aufhalten konnte.

Panik machte sich unter dem Rest der Gruppe breit, da sie wegen der Aussage des Rotschopfes eine Kettenreaktion vermuteten, welche nicht ganz ungefährlich enden würde. Die Blase zerplatzte schließlich wie erwartet, gab aber nur eine unscheinbare Flüssigkeit frei. Diese spritzte zu Boden und ätzte augenblicklich ein großes Loch hinein.

„Ist da Säure drin?“, schreckte Amika zurück. Der Schwarzhaarige versuchte es zu analysieren: „Ich glaube da muss etwas Stärkeres drin sein. Der Effekt ist wirklich heftig. Wenn wir davon getroffen werden, könnte das tödlich enden.“ „Aber wie sollen wir daran vorbeikommen? Diese Blasen sind die perfekte Verteidigung“, versuchte Akira bereits sich Maßnahmen zu überlegen. „Wir könnten sie alle auf einmal sprengen und uns unter einer Erdmauer verstecken“, überlegte das Mädchen. Skye hingegen hatte Einwände: „Das halte ich für die denkbar schlechteste Idee. Das Zeug da drin ätzt alles weg, wie wir eben gesehen haben. Wer weiß ob die Mauer dem standhält. Wenn am Ende doch etwas durchsickert, haben wir ein Problem.“ „Er hat recht“, tat Kuro seine Meinung kund, „Wir müssen sie stückchenweise vernichten und hoffen, dass sie keine Kettenreaktion auslösen. Wobei ich glaube, dass das nicht passieren wird. Die Hülle scheint das einzige zu sein was der Flüssigkeit standhält.“ „Das heißt also, dass wir auf unsere Fernkämpfer vertrauen müssen“, sah der Rotschopf zu seinem Kumpel und seiner Klassenkameradin.

Diese nickten nur bestätigend und schossen mit Pistolen und Pfeil und Bogen gezielt auf weiter entfernte Blasen. Akira war zwar in gewisser Weise auch ein Fernkämpfer, aber mit seinem Baseballschläger konnte er nicht so gut zielen und hätte mit erhöhter Wahrscheinlichkeit aus Versehen ein näheres Ziel getroffen. Das war zu gefährlich, um es auszutesten.

Wieder war er komplett nutzlos und knirschte verstimmt mit den Zähnen. Warum bloß besaß er nicht auch solche Fähigkeiten wie die anderen?

„Achtung, er greift an!“, schrie der Schwarz-Blauhaarige plötzlich.

Es schwebten noch immer einige der ätzenden Kugeln im Raum herum und ein wahlloser Angriff des Wasserstiers würde diese sicherlich unkontrolliert zerplatzen lassen. Was sollten sie bloß tun?

Blitzschnell reagierte der Älteste und errichtete mit der bereits stehenden Mauer eine Art Unterschlupf aus Erde, welcher hoffentlich standhielt. Panisch kauerte die Gruppe in der kleinen Höhle, während Kuro damit beschäftigt war von innen die Wände mit seiner Kraft zu stützen. Es fiel ihm sichtlich schwer den Schutz aufrecht zu erhalten, denn dieser bebte durch die Angriffe ihres Gegners. Man konnte klar vernehmen, wie unaufhörlich heftige Attacken auf das zerbrechliche Schutzschild einprasselten. Nach einer Weile hörte es schließlich wieder auf.

Auf der Hut schaute der Schwarzhaarige durch einen kleinen Spalt, welchen er öffnete, um zu checken, ob die Luft rein war. Zu seinem Glück wirkte es für den Moment sicher und er atmete erleichtert aus. Plötzlich brach er jedoch vor Erschöpfung zusammen und der wenige Rest Erde, welcher als Dach diente bröselte herunter. Nun stand nur noch die recht niedrige Mauer ringsherum.

„Kuro!“, stieß der Rothaarige panisch aus, „Ist alles in Ordnung?!“

Panisch rüttelte er an seinem Kumpel, um zu sehen ob er okay war. Eine Antwort blieb jedoch aus.

„Der Einsatz unserer Fähigkeiten ist sehr kräftezehrend. Das wird ihn wohl umgehauen haben“, biss sich Amika auf die Unterlippe.

Die nervigen Blasen waren zwar verschwunden, aber ihre Kampfkraft hatte auch enorm abgenommen. Dazu kam noch, dass Feuerangriffe nicht unbedingt hilfreich gegen Wasser waren. Was sollte die Oberschülerin jetzt bloß tun?

Entschlossen spannte sie ihren Bogen und richtete einen ihrer Pfeile auf den Stier, welcher noch immer in der Mitte des Sees stand. Da sie wusste, dass ihre Elementarkraft hier nichts brachte, entzündete sie ihr Geschoss nicht und zielte einfach. Treffsicher zischte der Pfeil zu ihrem Gegner. Siegessicher hüpfte das Mädchen klatschend, ehe sie realisierte, dass ihr Angriff einfach durch den Stier hindurchglitt und im Wasser versank.

„Was war das denn?“, weiteten sich Akiras Augen vor Schock. „Er ist einfach durchgeflogen ohne Schaden anzurichten“, kommentierte der Jüngste die rhetorische Frage. „Shit“, fluchte die Brünette leise und griff zu Plan B.

Sie warf ihren Rubin leicht in die Höhe und zerbrach ihn mit einem Händeklatschen: „Persona!“

Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, erschien in einem Feuerwirbel Taiga.

„Taiga, setze ‚Cleave‘ ein und zeige es diesem Ding!“, befahl das Mädchen und deutete mit dem Finger auf den Gegner. „Ich glaub das wird nichts bringen“, kam es von Skye, als die Persona soeben zum Angriff ansetzte.

Die Brünette hingegen ließ sich davon nicht beirren und verfolgte hartnäckig ihr Ziel. Wie sich herausstelle hatte der Grundschüler allerdings recht, denn Taigas Attacke ging genauso durch das Wesen wie der Pfeil zuvor. Und da die Persona dem Stier nun so nah war, nutzte dieser die Gelegenheit für einen Gegenangriff. Mit einigen Wassergeschossen traf er den Feuertiger aus nächster Nähe und sie ging zu Boden. Oder besser gesagt: Sie versank im See, ehe sie zu Staub verpuffte und in der Form des Rubins zu ihrem Besitzer zurückkehrte. Amika hatte dadurch selbst einiges an Schaden erlitten und ging außer Atem auf die Knie.

„Bist du okay?“, kam es besorgt von Akira. „Es geht“, wischte sich das Mädchen den Schweiß von der Stirn, „Aber ich bin komplett machtlos gegen dieses Ding.“ „Physische Angriffe wirken nicht und Feuer erstrecht nicht. Das ist gar nicht gut“, knirschte der Schwarz-Blauhaarige mit den Zähnen. „Aber eigentlich haben wir Feuer noch gar nicht ausprobiert“, richtete sich die Oberschülerin erschöpft auf.

Schwer atmend zielte sie mit einem ihrer Feuerpfeile auf den Stier. Das war aktuell der einfachste Weg, um herauszufinden, ob es nicht vielleicht doch eine Wirkung erzielte.

Mit Leichtigkeit traf sie mitten ins Ziel, musste aber feststellen, dass der Pfeil wieder hindurchglitt und das Feuer zischend erlosch ohne irgendwelchen Schaden angerichtet zu haben.

„Das war zu erwarten“, kam es trocken aus Skye. „Wir brauchen Kuro“, stellte der Rothaarige fest, „Seine Erdangriffe haben bisher als einziges eine Wirkung gezeigt. Mal ganz davon abgesehen, dass wir unseren Gegner bisher nur einmal getroffen haben und er noch quicklebendig ist. Im Gegensatz zu uns.“ „Aber wie bekommen wir ihn wieder aufgepeppt?“, fragte Amika missmutig. Auch der Rotschopf wusste keine sinnvolle Antwort: „Ich hab zwar entsprechenden Proviant dabei, aber wenn er bewusstlos ist, kann er den schlecht einnehmen. Unsere einzige Chance ist es aktuell, wenn wir Rin aufgeweckt bekommen. Ihre Persona beherrscht Heilmagie.“

Da dies wirklich der einzige Ausweg zu sein schien, versuchte der junge Mann die Ohnmächtige wieder ins Hier und Jetzt zu bringen. Die Brünette beobachtete währenddessen den Gegner, um keinem Überraschungsangriff ausgeliefert zu sein.

„Oh je, ich glaube gleich kommt wieder irgendwas“, stammelte die Oberschülerin, „Schnell Akira! Wenn der wieder seine Seifenblasen ausspuckt, sind wir geliefert.“ „Ich versuche es ja, aber Rin ist echt nicht wachzubekommen“, verzweifelte er. Doch kaum hatte er das ausgesprochen erhellte sich das Gesicht des Jüngsten: „Ich glaub sie wacht auf!“ „Leute~… schneller“, jammerte Amika, „Das sieht so aus als würde er wieder Energie sammeln und gleich irgendwas abschießen.“

Ziemlich benebelt kam die Blauhaarige wieder zu sich und richtete sich langsam auf.

„Geht’s dir gut?“, löcherte der junge Mann das Mädchen direkt mit einer Frage. „Dafür ist keine Zeit!“, rief Skye, „Rin, wirke ‚Dia‘ so schnell du kannst auf Kuro!“

Verwirrt von der Panik, reagierte sie so schnell es ihr Halbschlaf zuließ und heilte den Schwarzhaarigen.

„Es kommt!“, schrie die Brünette und duckte sich hinter der schützenden Mauer.

Die Schüler zogen allesamt die Köpfe ein und hofften, dass die Wassergeschosse bald enden würden. Sie konnten eigentlich von Glück reden, dass es nur Geschosse waren und keine Blasen oder ein halber Tsunami ausgestoßen wurde.

Endlich war der Suzuki-Erbe wieder bei Sinnen und verstand auch sofort was passierte. Einzig die Stipendiatin wusste noch immer nicht was vor sich ging.

„Nimm das“, streckte der Rothaarige seinem Kumpel eine grün-schwarze Dose Monster entgegen, „Beeil dich. Du bist der Einzige, der dieses Vieh besiegen kann. Physische Angriffe haben nämlich keine Wirkung!“

Ohne groß Fragen zu stellen, pumpte er die Dose ab, während er mit einer Hand seine Energie bündelte, um die Verteidigung wieder zu stärken. Diese wäre nämlich sonst in den nächsten Sekunden komplett zerfallen.

Als endlich wieder Ruhe war, lugte die Gruppe vorsichtig zu ihrem Gegner herüber. Er pausierte soeben und versuchte erstmal wieder Energie zu bündeln.

„Das ist unsere Chance!“, sprang Kuro voller Elan hervor und beschwor Sarubi, „Huh? Das ist neu.“

Ein verwirrter Blick auf seinen holografisch angezeigten Bildschirm verriet ihm, dass seine Persona eine neue Attacke einsetzen konnte.

„Schnell, setze ‚Doronga‘ ein und erledige diesen Stier!“, befahl der Schwarzhaarige, woraufhin sich der Affe in Bewegung setzte und einen recht starken Erdangriff startete.

Dieser riss den Gegner völlig mit sich und zog ihn stark in Mitleidenschaft. Besiegt war er allerdings noch immer nicht.

„Juhu, er liegt am Boden!“, jubelte Amika. Auch der Rothaarige sprang begeistert auf: „Ja man, endlich haben wir mal gepunktet!“

Auch Skye schien sehr erfreut, schwieg jedoch. Sie konnten zwar endlich mal Schaden anrichten, waren aber noch nicht in Sicherheit. Es könnte noch sonst was passieren.

Einzig Rin sah dem Geschehen ziemlich bedröppelt zu. Eigentlich hatte sie nichts von dem was bisher geschah mitbekommen. Als sie die Wassermengen auf sich zukommen sah, fiel sie recht schnell vor Panik in Ohnmacht. Aber abgesehen davon war ihr verdammt kalt. In dem Dungeon war es sowieso schon nicht sehr warm und nun war sie auch noch nass von der Welle, die sie zu Beginn mitgerissen hatte. Alle anderen waren auch noch klatschnass, schienen aber nicht zu frieren. Warum war das bloß so?

Bibbernd schlang das Mädchen die Arme um ihren Oberkörper und folgte dem Kampf. Auch wenn sie wahnsinnige Angst vor dem ganzen Wasser hatte, so musste sie einfach zusehen, um vorbereitet zu sein. Im Moment sah es jedoch nicht so aus, als würde demnächst wieder etwas über sie hereinbrechen. Der Wasserstier lag getroffen auf der Wasseroberfläche und bewegte sich nicht. Diese Chance nutzte Kuro natürlich direkt aus, weswegen er erneut ‚Doronga‘ rief und Sarubi dies unverzüglich ausführte. Kaum prasselte der Erdangriff auf den Gegner herein, war dieser auch schon zu Staub zerfallen und stieg in einigen Lichtpartikeln hinauf.

Einige Sekunden der Stille zogen ins Land, ehe lauter Beifall ausbrach. Der ausweglos wirkende Kampf war endlich entschieden und das verschlossene Tor am anderen Ende des Raumes öffnete sich.

„Ich dachte dieses Mal wirklich, dass wir alle draufgehen“, schnaubte Akira erleichtert. Die Brünette wischte sich den Schweiß von der Stirn: „Das dachte ich ehrlichgesagt auch. Keine Ahnung wie wir das schlussendlich geschafft haben.“ „Vielleicht hätten wir uns vorher eine Strategie ausdenken müssen“, entgegnete der Suzuki-Erbe. Skye war jedoch anderer Meinung: „Uns fehlen die Informationen, um Strategien im Vorfeld zu entwickeln. Wir wissen nicht genau welche Gegner uns erwarten und mit was sie uns in Beschuss nehmen.“ „Aber wir wissen in etwa welches Element gegen welches effektiv ist“, argumentierte Kuro dagegen. „Das hilft dir noch lange nicht beim Erstellen einer sinnvollen Kampfstrategie“, blieb der Jüngste negativ eingestellt. „Ist doch jetzt erstmal gut, Jungs“, versuchte Amika die Diskussion zu beenden.

Allerdings war es das laute Niesen der Blauhaarigen, welches den anbrechenden Streit unterbrach.

„Ist dir kalt?“, schaute der Rothaarige seine Freundin besorgt an.

Anhand dessen, dass sie am ganzen Leib zitterte war dies allerdings unschwer zu übersehen.

„Warte, ich trockne uns. Sonst werden wir alle noch krank“, meinte die Brünette und hüllte ihre Hände in kleine, aber heiße Flammen, mit welchen sie ihre Kameraden trocknete.

„Was ist eigentlich mit dir passiert?“, begutachtete Amika den Suzuki-Erben, welcher ihr nur noch bis zur Schulter ragte.

Ein ziemlich genervtes Schnalzen mit der Zunge entwich dem Geschrumpften. Eine Antwort blieb jedoch aus. Es war Akira der schließlich die klärenden Worte parat hatte: „Wenn Kuro sich zu sehr verausgabt und es mit seiner Kraft übertreibt, dann schrumpft er dementsprechend.“ „Du siehst aus wie ein frisch eingeschulter Mittelschüler“, kicherte Rin, welche es sich nicht verkneifen konnte den Schwarzhaarigen aufzuziehen. Dieser fand das alles andere als toll und murrte: „Ach sei leise. Wenigstens benehme ich mich im Gegensatz zu anderen nicht wie einer.“ „Was soll das denn heißen?“, fühlte sich die Blauhaarige direkt angegriffen und es entbrannte mal wieder eine Diskussion zwischen den beiden.


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